Am 27. Oktober spät abends hatten wir den Flug von Tahiti nach Neukaledonien. Der Flug dauerte sechs Stunden und wir kamen in den frühen Morgenstunden des 29. Oktobers in Nouméa an. Da wir über die Datumsgrenze flogen, gibt es für uns in diesem Jahr keinen 28. Oktober.
Über Neukaledonien wussten wir nicht viel und stürzten uns ohne grosse Erwartungen ins Abenteuer. Damit wir die verschiedenen Sehenswürdigkeiten der Grand Terre, wie die Hauptinsel genannt wird, besser erreichen konnten, hatten wir uns für ein Mietauto entschieden. Die Inselgruppe Neukaledonien liegt im Südpazifik gehört aber zu Frankreich. Und so fühlte es sich auch an. Alles war bestens organisiert, die Strassen in hervorragendem Zustand, der Verkehr sehr zivilisiert. Wir waren baff… Damit hatten wir nicht gerechnet. Nach drei Monaten Asien waren wir plötzlich für fast 10 Tage in «Frankreich» gelandet.
Wir hatten ein Hotel in Nouméa am Strand gebucht und wollten von dort aus Tagesausflüge machen. Unser erstes Ziel war der Parc Provincial de la Rivière bleu. Der Park liegt im Süden der Insel und beheimatet eine grosse Anzahl des endemischen Nationalvogels Kagu. Bereits auf dem Weg kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Gegend ist völlig wild, und erinnert stark an Australien. Wir mieteten Bikes und erkundeten auf zwei Rädern die Gegend. Immer wieder hielten wir an, um die einmalige Landschaft mit dem schönen Fluss zu fotografieren. Wegen des Stausees stehen nicht wenige Bäume komplett im Wasser. Das verleiht dem Ganzen etwas Surreales. Nach dem Mittag tauschten wir das Bike gegen das Kajak und konnten den Fluss und die darinstehenden Bäume aus der Nähe betrachten. Es war traumhaft und hatte etwas Geheimnisvolles an sich. Nach diesem wunderschönen Tag in der Natur freuten wir uns auf eine erfrischende Dusche, die wir bitter nötig hatten. Nebst Schweiss und Sonnencreme waren wir von den Strassen des Parks auch in roten Staub gehüllt. Danach suchten wir uns ein Restaurant an der Promenade. Wir staunten nicht schlecht… Die Preise waren ungewohnt hoch. Für ein Essen im Restaurant oder Lebensmittel im Supermarkt muss man hier mindestens mit Schweizer Preisen rechnen.
Am nächsten Tag blieben wir in der Stadt und schlenderten durch das Zentrum und der Promenade entlang. Nachdem in Französisch-Polynesien die Gesellschaft gut durchmischt ist und die Polynesier die Fäden in der Hand haben, sticht einem in Nouméa die Zweiklassengesellschaft ins Auge. Die Kanaken (Ureinwohner Neukaledoniens), haben nicht viel zu sagen. Die Region um die Hauptstadt Nouméa ist fest in den Händen der Franzosen und beheimatet 70 % aller Einwohner Neukaledoniens. Die restlichen Gebiete der Grand Terre sind spärlich besiedelt. Währenddem die Europäer rund um die Hauptstadt den uns gewohnten Alltag leben und ihren Arbeiten & Pflichten nachgehen, leben die Kanaken einen anderen Rhythmus. Man sieht sie in Gruppen im Park, am Strand, auf einer Parkbank oder an einem schattigen Plätzchen sitzen. Was sie den ganzen Tag über machen, war für uns nicht ersichtlich. Offensichtlich ist einzig, dass die beiden Rhythmen schwer unter einen Hut zu bringen sind.
Auf den kleineren Inseln sind die Kanaken in deutlicher Überzahl und haben das Heft in der Hand.
In der Nähe von La Fao machten wir einen Ausritt hoch zu Ross. Der Treffpunkt für diesen Ausflug war in Ouano morgens um 9 Uhr. Wir erhielten die genauen Koordinaten und fanden den Ort auf Anhieb. Dort angekommen überkamen uns aber grosse Zweifel, da ausser einem Parkplatz, einiger Büsche und Bäume nichts weiter zu sehen war. Kurze Zeit später hörten wir jedoch ein Fahrzeug kommen und tatsächlich, hinten drauf standen die festgebundenen Pferde! Die Gäule waren im Nu gesattelt und dann ging es los. Wir beide sind keine Profis aber doch schon das eine oder andere Mal auf einem Pferderücken gesessen. Die grösste Herausforderung diesmal waren die Heisshungerattacken unserer Pferde. Bei jeder sich bietenden Möglichkeit wollten die «Hafertraktore» fressen. Unser Durchsetzungsvermögen hat noch Luft nach oben, denn meistens gewannen die Pferde den Kampf und schnappten sich einen weiteren Happen Grünzeugs. Die Landschaft war grossartig! Wir ritten durch Buschland, genossen den Ausblick von einigen Hügeln, sahen viele wilde Campingmöglichkeiten und ritten zum krönenden Abschluss am Strand entlang. Es war der Hit!
Am nächsten Tag erforschten wir die Gegend um Bourail. Die Strände dort sind total wild und man findet haufenweise Schwemmholz. Wir liefen der Küste entlang von Strandabschnitt zu Strandabschnitt bis zu einem Aussichtspunkt. An einem der Strände assen wir unser Picknick und gönnten uns eine Erfrischung im Meer. Nach den Tagen in Französisch-Polynesien, wo alles recht touristisch war, kam es uns hier unberührt und einsam vor. Weit und breit gab es keine Möglichkeit etwas zu Essen oder zu Trinken zu kaufen. Kein Hotel, kein Camping, nicht einmal Boote waren auf dem Meer zu sehen. Auf dem Rückweg nach Nouméa machten wir eine Zusatzschlaufe ins Landesinnere. Die Strasse wurde bald schlechter und schlängelte sich durch die hügelige, rote Landschaft, vorbei an Wäldern und zahlreichen saftig grünen Wiesen. Unzählige Rinderherden kreuzten unseren Weg. Es war ein bisschen wie in Argentinien oder Australien… Mittlerweile war die Strasse nur noch schwer passierbar und auf MAPS.ME verschwunden. So beschlossen wir umzudrehen und alles wieder zurückzufahren. Die Extraschlaufe mit dem Einblick in diese atemberaubende Gegend hat sich trotzdem gelohnt.
Wir bereuten, dass wir nicht mehr Zeit für die Grand Terre eingeplant hatten. Es hätte noch so viel zu entdecken gegeben. Die Insel eignet sich hervorragend zum Campieren und für alle Naturliebhaber ist es ein wahres Paradies.
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