Bereits am Flughafen bei unserer Ankunft in Makassar spürten wir den Unterschied zu Malaysia. Welcome back in Indonesien! Alles ist wieder unorganisierter und viel chaotischer. Die Warteschlange bei der Einreise war lange und es dauerte ewig, bis wir endlich an der Reihe waren und unsere Visa ausgestellt wurde. Makassar ist eine der grössten Städte Indonesiens, der Flughafen gleicht aber einer grossen Baustelle und ist sehr heruntergekommen. Wir hatten eine Übernachtung in Flughafennähe gebucht, da uns am nächsten Tag eine 8-stündige Autofahrt nach Rantepao bevorstand. Beim Einchecken im Hotel wurden wir gefragt, ob wir ein Raucher- oder Nichtraucherzimmer möchten. Das ist uns jetzt schon öfter passiert. Hier raucht ausnahmslos jeder Mann immer und überall und deshalb scheinen Raucherzimmer gang und gäbe zu sein. Frauen sieht man selten bis nie rauchen… Die Kundschaft im Hotel war sehr unterschiedlich. Einige stolzierten herausgeputzt und in eleganten Kleidern durch die Gänge, während andere eher leger unterwegs waren. Lustigerweise sind Kinder oft in Zweiteilern, bei uns die klassischen Pyjamas mit Spiderman oder Eisprinzessinnen Sujet, unterwegs. Hier scheint dies das passende Sonntagsgewand für den Speisesaal im Hotel zu sein. Wir beide waren, wie so oft, die einzigen westlichen Touristen. Deshalb wurden wir auch hier wieder auf einigen Selfies verewigt. Wir sind schon x-Mal fotografiert worden und wahrscheinlich öfter auf Instagram und anderen sozialen Medien zu finden, als uns lieb ist. Meistens gibt es viel zu lachen bei diesen Fotosessions – wir sind so viel grösser als sie!

Nach dem Frühstück wurden wir von unserem Fahrer Marten abgeholt. Mit ihm fuhren wir Richtung Norden durch wunderschöne Landschaften mit unzähligen Reisfeldern. Unterwegs gab es einen Lunchstopp. Und natürlich durften wir auch hier für das obligatorische Foto hinhalten.

Irgendwann kam das Eingangstor zum Gebiet von Tana Toraja und ab dann nahmen die typischen Häuser dieser Gegend schlagartig zu. Kurz nach Rantepao erreichten wir unser Homestay und wurden von Meyske und ihrer Mutter herzlich begrüsst. Vor einigen Monaten waren Ruth und Clemens im selben Homestay und haben es uns wärmstens weiterempfohlen. Die Unterkunft war einfach, aber gemütlich und sehr sauber. Meyske ist eine hervorragende Gastgeberin und Köchin. Wir haben uns immer auf das Frühstück und Abendessen gefreut. Das Homestay hat vier Gästezimmer, die aus einem Bett, Moskitonetz und Regal bestehen. Aufenthaltsraum, Badezimmer und Toilette teilen sich alle Gäste. Gleichzeitig mit uns war eine Familie aus Deutschland dort und am nächsten Morgen stiessen Carola und Uwe, ebenfalls aus Deutschland, dazu.

Wir hatten mit Meyske eigentlich eine private 3-tägige Tour mit Motorrad gebucht. Meyske fragte uns dann aber, ob es für uns in Ordnung sei, wenn Carola und Uwe auch an der Tour teilnehmen. Natürlich war dies für uns in Ordnung. Den ersten Tag fuhren wir aber dann mit dem Auto durch die Gegend, weil Carola und Uwe noch etwas angeschlagen von der Reise nach Rantepao waren. Die beiden Tage darauf tuckerten wir dann alle mit dem Roller durch die Gegend, was auch saumässig Spass gemacht hat.

Die Menschen in Tana Toraja haben einen speziellen Glauben, welcher für seinen besonderen Totenkult bekannt ist. Meyske ist wirklich eine unglaubliche Reiseleiterin. Ihr liegen die ganzen Traditionen sehr am Herzen und sie weiss wirklich alles darüber. Wir wurden mit Informationen überhäuft, was teilweise schwer zu verarbeiten war. Es war sehr spannend, verwirrend und manchmal auch schockierend! Ich bin definitiv an meine Grenzen gestossen. Da ich das alles nicht noch einmal im Detail ausführen will, lege ich den Stift nun nieder und übergebe Sandro das Wort.

WER ZARTBESAITET IM UMGANG MIT TOTEN ODER SEHR TIERLIEBEND IST, SOLLTE VIELLEICHT DEN NÄCHSTEN ABSCHNITT UND INSBESONDERE DIE FOTOS WEGLASSEN.

Es ist doch etwas schwierig, alles Gesehene und Erzählte in Worte zu fassen. Meyske hat uns, während der 3 Tage, einen vollumfänglichen Abrieb über das Volk der Toraja verpasst. Dazu nahm sie uns an verschiedene Orte und Veranstaltungen mit, welche das Erzählte bildlich untermalten. Um das Volk der Toraja zu verstehen, braucht man zuerst ein paar Hintergrundinformationen über sie.

EXKURS TORAJA

Die Vorfahren der Toraja kamen wohl aus dem südchinesischen Raum. Irgendwann machten sich deren Vorfahren mit Schiffen auf den Weg in Richtung Indonesien und verteilten sich langsam auf den verschiedenen Inseln. Die Batak in Sumatra (wurden in einen anderen Blogbeitrag bereits beschrieben) haben beispielsweise die gleichen Vorfahren, was sich darin zeigt, dass sie gleichermassen einen Totenkult pflegen und in ähnlichen Häusern wohnen. Irgendwann erreichten die Vorfahren der Toraja dann Sulawesi und liessen sich in den Bergen nieder, wo sie vorwiegend als Bauern vom Reisbau lebten. «To Riaja» bedeutet „Leute aus dem Bergland“.

Die Familie ist das primäre gesellschaftliche Zentrum der Toraja. Der Begriff Familie ist bei den Toraja sehr weit gefasst, weshalb auch immer unzählige Familienmitglieder an Zeremonien teilnehmen. Jedes Dorf steht für eine Grossfamilie und in dessen Zentrum stehen die «Tongkonan» Ahnenhäuser sowie die Reisspeicher. Die Toraja pflegen ein vierstufiges Kastensystem und das Wohnen in den «Tongkonan» war früher nur die Adeligen resp. der höchsten Kaste vorbehalten. Alle anderen Dorfbewohner lebten in einfacheren Häusern um das Dorfzentrum herum. Heute sind die «Tongkonan» in der Regel nicht mehr bewohnt. Darin finden Familienzusammenkünfte und wichtige Besprechungen statt. Die Ahnenhäuser und die Reisspeicher gleichen einem Schiffsrumpf, welcher den Schiffen der Vorfahren nachempfunden sind. Einige meinen auch, dass die Häuser Büffelhörnern gleichen, zumal der Wasserbüffel im Glauben der Toraja eine zentrale Rolle spielt.

Die spezielle und schöne Architektur der Toraja Häuser ist es aber nicht, was dieses Volk so speziell macht. Es ist deren Religion «Aluk», welche eine Art Ahnenkult darstellt. Die Toraja glauben an eine spirituelle Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten, die sich in ihren aufwendigen Bestattungsritualen widerspiegelt. Die Toten werden als krank und nicht als gestorben angesehen, bis sie mit einer grossen Beerdigungszeremonie verabschiedet wurden. Bis zum Zeitpunkt der effektiven Beerdigung bleiben die Leichen der Toten im Haus der engsten Familienangehörigen. Man gibt ihnen zu Essen und spricht mit ihnen, als wären sie noch am Leben. Da eine Bestattung Unsummen von Geld verschlingen kann, ist es durchaus möglich, dass Verstorbene viele Jahre im Hause der Familie verbleiben, bis das nötige Geld gesammelt werden konnte, um die Beerdigung auszurichten. Neben der Beerdigung gibt es weitere sehr speziell anmutende Rituale. Bei der «Manene» Zeremonie werden bspw. die Gräber der Verstorbenen auf eine sehr spezielle Art und Weise gepflegt. Man erhofft sich dadurch, dass die Ahnen einem aus dem Jenseits weiterhin gut gesinnt sind.

Da die Toraja glauben, dass ihre Ahnen aus dem Jenseits Einfluss auf ihr aktuelles Leben im Diesseits nehmen können, ist es für alle wichtig, den Verstorbenen ein gutes Begräbnis auszurichten. Alle unterstützen sich dabei gegenseitig. Man erwartet im Gegenzug aber auch, dass der Gefallen später beim eigenen Tod erwidert werden wird. Die Toraja helfen sich deshalb gegenseitig bei der Arbeit und teilen die Aufwände für die verschiedenen sehr kostspieligen Rituale. Der Ahnenglaube und die familiäre Abhängigkeit nach dem eigenen Tode führten innerhalb der Toraja Gesellschaft dazu, dass das «Teilen» im Zentrum steht. Alle sind stets ungemein freundlich und gerne bereit alles zu teilen. Dies alles mit dem Wissen, dass der erbrachte Gefallen irgendwann erwidert werden wird. Deshalb haben die Toraja auch kein Problem damit, dass Touristen an ihren Zeremonien teilnehmen. Man bringt aber im Gegenzug immer etwas kleines als Geschenk für die Gastgeber mit. Es ist ein völlig transparentes Geben und Nehmen.

Bei den Toraja steht ein Tier im Zentrum der religiösen Rituale und hat deshalb ein eher hartes Leben mit abruptem Ende. Als Reisbauern war der Wasserbüffel für die Toraja schon immer ein sehr wichtiges Arbeitstier und symbolisierte Wohlstand. Wasserbüffel rückten deshalb auch ins Zentrum ihrer Rituale. Damit ein verstorbener ins Jenseits gelangen kann, ist er auf die Unterstützung von Wasserbüffeln angewiesen. Die Wasserbüffel begleiten den Toten auf dem harten Weg ins Jenseits. Dazu müssen sie leider an der Beerdigung geschlachtet werden. Gemäss den Ausführungen von Meyske braucht es minimal 1 Wasserbüffel, um das Paradies zu erreichen. Je mehr Wasserbüffel jedoch geschlachtet werden, desto schneller und einfacher ist der Weg für den Verstorbenen. Gemäss Meyske waren früher maximal 24 Wasserbüffel vorgesehen. Da die Beerdigungsfeste auch den Status der Familie widerspiegeln, kann es heute sein, dass an einer Beerdigung gerne mal über 100 Wasserbüffel geschlachtet werden. Es handelt sich in der Regel immer um männliche Wasserbüffel und es werden verschiedene Arten unterschieden. Um auf dem Weg ins Paradies schnell voranzukommen, braucht es Wasserbüffel verschiedenster Ausprägung und verschiedenster Preisklassen. Ganz oben auf der Preisliste steht der Albinobüffel. Er kann gerne mal bis zu 80’000 CHF kosten. Daneben gibt es Büffel mit speziell geformten Hörnern und Maserungen. Es würde zu weit gehen, dies hier alles aufzuzählen. Wichtig ist lediglich zu wissen, dass eine Beerdigung wegen der Büffel gerne mal mehrere 100’000 CHF kosten kann, was dazu führt, dass sich viele Familien verschulden.  

Wie konnte nun diese spezielle Religion der Toraja im vom Islam dominierten Indonesien überhaupt überleben. Dies hatte mehrere Gründe. Zum einen stellt bei den Toraja das Schwein die primäre Fleischquelle dar, weshalb sie wohl wenig entzückt waren, als man ihnen den Verzehr von selbigen verbieten wollte. Weiter duldet der Islam keine Vermischung von Traditionen. Diesbezüglich waren die holländischen christlichen Missionare doch deutlich flexibler und duldeten die alten Rituale der Toraja. Weiter darf man als gläubiger Christ ja auch jederzeit an einem guten Stück Schweinbauch knabbern. Ein Grossteil der Toraja sind heute reformierte Christen und deren Religion ist somit eine faszinierende Mischung aus alten animistischen Traditionen und christlichen Einflüssen. Bevor ein Ritual durchgeführt wird, geht man in der Regel noch in die Kirche und auf den Särgen findet sich fast immer ein Kreuz. Mesyke sagte uns aber, dass der alte Glaube langsam ausstirbt. Wir sind also froh, dass wir diesen faszinierenden Ort noch rechtzeitig besuchen konnten.

TAG 1

Das für mich verstörteste kam gleich am ersten Tag. Die Guides in Toraja wissen immer, wo gerade welche Zeremonie stattfindet. Also fuhren wir am ersten Tag auf einen hohen Berg zu einem Felsengrab. Schon der Weg dorthin war ein Highlight. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Oben angekommen hiess es dann warten. Eine «Manene» Zeremonie kann erst starten, wenn alle wichtigen Familienangehörigen anwesend sind. «Manene» finden in der Regel immer im August und September statt. Für eine «Manene» Zeremonie müssen die Familienmitglieder von überall her anreisen. Eine Solche Zeremonie wird durchgeführt, weil man den Ahnen etwas Gutes tun will. So unterstützen die Ahnen die Familie weiterhin aus dem Jenseits.  Eine «Manene» Zeremonie kann maximal jährlich stattfinden. Sie wird so lange durchgeführt, bis von der Leiche nichts mehr übrig ist.

Meyske sagte uns, dass wir in der Menschenmenge einen guten Platz ergattern sollten. Wir stellten uns vor dem betroffenen Grab auf und warteten zusammen mit den Familienangehörigen sowie unzähligen Touristen auf den Start der Zeremonie. Dann kam plötzlich Bewegung in die Sache. Die Familie kletterte ins bereits offene Felsengrab und holte 2 Särge heraus. Alle standen nun eng gedrängt um die beiden Särge herum. Nach einer gewissen Zeit öffneten die Familienmitglieder den ersten Sarg, griffen hinein und nahmen die darin enthalte Leiche heraus. Sie legten die alte Dame auf eine Decke am Boden. Daraufhin zupften sie deren Kleider zurecht und putzen sie mit einem Pinsel. Gemäss Meyske war die Leiche bereits 25 Jahre in diesem Grab und sah dafür doch noch recht gut erhalten aus. Da die Kleider noch gut erhalten waren, wurden sie nicht gewechselt. Sonst sei es üblich, dass die Leiche neu bekleidet wird. Wenn von einer Leiche nur noch Knochen übrig sind, werden zumindest die Knochen gereinigt und dann in ein Tuch gewickelt.

Nach der Reinigung begann aber erst der richtig verstörende Teil. Die Leiche wurde von Familienmitglied zu Familienmitglied gereicht und hochgehalten, damit sie auch von allen gesehen werden konnte. Dann wurden Familienfotos und Selfies gemacht. Sehr merkwürdig fanden wir, als sogar Touristen anfingen, mit der Leiche Selfies zu machen. Schlussendlich steckte man der Leiche noch etwas Geld zwischen die Finger und sie wurde wieder zurück in den Sarg gelegt. Der zweite Sarg wurde nicht geöffnet. Er musste nur aus dem Grab raus, damit man an den relevanten Sarg rankam. Danach war die Zeremonie vorbei und wir standen noch etwas verdutzt da. Meyske meinte, dass eine solche Zeremonie noch viel skurriler sein kann. Es kommt vor, dass gleich mehrere Leichen rausgeholt und neu eingekleidet werden. Danach setzt man die Leichen an einen Tisch und hält mit ihnen ein Kaffeekränzchen, bevor sie dann wieder in der Truhe verschwinden. Da wir ihr nicht wirklich glaubten, zeigte sie uns Bilder davon. Wir waren sprachlos und doch etwas verwirrt.

Kurz darauf ging es auch schon weiter. Wir besuchten ein Dorf, wo wir uns ein «Tongkonan» Haus von innen anschauten. Auf dem Weg durften wir noch den Ferrari der Wasserbüffel bestaunen. Ein Albinobüffel, welcher Höchstpreise erzielt. Er wird für einen reichen Toraja sein Leben lassen. Beim Dorf angekommen, glaubten wir zuerst, dass sie uns lediglich das Haus von innen zeigen wollte. Wir wurden aber schnell eines Besseren belehrt. Wir gingen ins erste Zimmer des Hauses und setzten uns auf den Boden. Meyske begann uns die gesamte Herkunftsgeschichte der Toraja zu erzählen und erklärte uns wie die Häuser aufgebaut sind. Nachdem der Geschichtsunterricht beendet war, sollten wir in den nächsten Raum des Hauses kommen, wo wir 3 weitere Leichen begrüssen durften. Die Leichen waren in Tücher gewickelt, was deren Anblick deutlich erträglicher machte. Meyske stellte uns natürlich zuerst vor und plauderte etwas mit unseren neuen Bekannten. Sie sind in diesem Zustand ja nicht tot, sondern nur schwer krank. Sie erzählte uns dann, dass die Familie etwas Pech hatte und innert weniger Jahre gleich mehrere Familienmitglieder verstarben. Man war immer noch daran, das Geld für die Büffel der ersten Leiche zu beschaffen, als die anderen verstarben.

Danach erzählte uns Meyske in allen Details und sehr bildhaft, wie die Leichen heute und früher präpariert wurden. Unserer deutschen Tourenteilnehmerin wurde es dabei so schwummrig, dass sie sich hinsetzen musste. Heute wird eine frische Leiche von speziell dafür zuständigen Leuten mit Chemikalien vollgespritzt. Diese führen dazu, dass die Leiche entwässert und austrocknet. Früher standen jedoch keine Chemikalien zur Verfügung und alles wurde im Haus der betroffenen Familie durchgeführt. Es gab einen schrägen länglichen Behälter, der unten ein Loch hatte. Die Leiche wurde dort reingelegt und mit Kräutern belegt, was den Gestank etwas überdecken sollte. Danach wurde der Leiche ein Bambusrohr in den Rücken gerammt, worüber das Wasser ablaufen sollte. Es sammelte sich im Behälter und lief aus dem dafür vorgesehenen Loch. Dort wurde es über ein weiteres Bambusrohr aus dem Haus geleitet. Meske meinte, dass dieser Prozess extrem gestunken haben muss, während die Familienmitglieder weiterhin im Haus lebten. Eine ausgetrocknete Leiche wird dann entweder sehr eng in Tücher gewickelt oder in einen Sarg gelegt.
Damit war der erste Tag beendet und wir alle sprachlos!

TAG 2

Am zweiten Tag waren wir dann mit den Rollern unterwegs. Wir fuhren alle hintereinander durch diese wunderschöne Landschaft und besuchten zuerst eine Grabstätte. In den 3 Tagen haben wir verschiedene Grabstätten besucht. Einige dieser Orte sind sehr mystisch und wären sicherlich auch eine super Kulisse für düstere Piratenfilme.

An selbigen Tag sind wir in ein tiefes Höhengrab geklettert, welches voll mit Särgen und Skeletten war. Wir hatten dabei immer das Gefühl, dass sich überall etwas bewegt. Wir stellten dann fest, dass es unzählige Spinnen waren. Sie waren teilweise handflächengross und wirklich überall. Uns wurde gesagt, dass sie nicht giftig seien, was unseren Puls wieder merklich senkte.

Die Toraja unterscheiden verschiedene Arten von Gräbern:

  • Höhlengräber: Dabei werden die Särge in einer Höhle gelagert. Da diese jedoch schlecht vor Tieren und Grabräubern schützten, fing man an die Särge höher anzubringen.
  • Hängende Gräber: Dabei werden die Särge auf Holzbalken oder Bambusstangen an den Felswänden aufgehängt. So waren sie von Tieren geschützt, konnten aber nach wie vor einfach geplündert werden.
  • Felsengräber: Dabei werden Höhlen in steilen Felswänden gehauen und die Särge darin gelagert. Das Grab wird danach verschlossen.
  • Moderne Gräber: Dabei werden die Särge in häuserähnlichen Gräbern aufbewahrt. Diese Häuser sind oft reich verziert.
  • Baumgräber: Ein spezielles Grab ist für die Leichen von Babys vorgesehen. Deren Leichen werden in kleinen rausgehauenen Nischen in Bäumen bestattet, die als lebendige Gräber dienen. Die Toraja glauben, dass der Baum die Seele des Kindes nährt und wachsen lässt. Heute wird diese Tradition nicht mehr praktiziert.

Ein wichtiger Aspekt bei den Gräbern sind die «Tau-Tau» Figuren. Diese sind geschnitzte oder aus Stein gehauene Figuren der verstorbenen Person, welche sie im Diesseits repräsentieren und das Grab schützen sollen.  Sie sind vor den Gräbern angebracht und stellen auch ein Statussymbol dar. Einen Tau-Tau kriegt man nicht einfach so. Dafür müssen an einer Beerdigung 24 Büffel geschlachtet werden. Deshalb können sich Tau-Tau’s auch nur reiche Familien leisten.

Nach der Besichtigung des Grabes war es wieder Zeit für ein grösseres Ereignis. Wir crashten eine Hochzeit! So kam es uns zumindest vor. Während das Ehepaar und die Familie noch in der Kirche waren, gesellten wir uns zu den vielen anderen Gästen auf dem Hochzeitsgelände. An sämtlichen Zeremonien nehmen immer Unmengen von Menschen teil, welche verköstigt werden wollen. Es werden Unterstände gebaut und grosse Mengen an Essen aufgetischt. Wir gesellten uns zu den wartenden Leuten und beobachteten etwas das Geschehen. Um die Zeit zu überbrücken, wurde Karaoke gesungen. Dies ist wohl eine Art Nationalsport in Indonesien. An jeder Ecke hört man Leute Karaoke singen. Dann nahm die traditionelle Hochzeit ihren Anfang. Die Eltern des Brautpaars kamen und begrüssten die Gäste. Es folgte eine Schar Kinder in traditionellen Kleidern und dahinter das Brautpaar. Sie liefen vor allen Leuten durch und setzten sich beim «Tongkonan» hin. Dann sprach der traditionelle Priester ein Gebet und der Festschmaus konnte starten. Die unzähligen Leute stürzten sich auf das Buffet. Wir taten das Gleiche, obwohl wir ja eigentlich gar nicht eingeladen waren. Meyske meinte, dass dies völlig in Ordnung sei. Nach dem Essen löste sich die Gesellschaft dann schon wieder auf. Wer fertig mit dem Essen war, ging zum Brautpaar, überreichte ihnen ein kleines Geschenk und wünschte ihnen Glück. Danach war der ganze Zauber vorbei und man machte sich auf dem Heimweg. Wir taten nach dem Essen das Gleiche. Meyske ging voran und überreichte dem Ehepaar in unserem Namen ein Couvert mit Geld darin. Wir schüttelten den Schwiegereltern und dem Brautpaar die Hände und wünschten ihnen Glückwünsche. Das sollte es aber noch nicht gewesen sein. Meyske in ihrer sehr offenen Art bewegte das Brautpaar dazu, mit uns eine Fotosession vor allen anderen Leuten zu machen. Das Brautpaar hatte keine Zeit eine eigene Meinung zu haben und wurde von Meyske regelrecht überrumpelt. Die Bilder wurden leider mit der Kamera von Meyske gemacht und wir haben sie bislang nicht erhalten.

Nach der doch sehr kurzen traditionellen Hochzeit, welche mehr oder weniger einfach ein Fressgelage in traditionellen Gewändern war, ging es mit den Rollern weiter zum Viehmarkt. Am selbigen Tag war kein offizieller Markttag, aber dennoch hatte es unzählige Wasserbüffel und Schweine. Wir konnten uns die verschiedenen Ausprägungen der Wasserbüffel aus der Nähe ansehen. Dann ging es weiter zu den Schweinen. Dort mussten wir mit ansehen, wie die Schweine transportiert werden. Sie werden an Bambusstangen gefesselt und dann bspw. auf Roller geschnallt. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass wir solche Quälereien mitanschauen mussten.

Nach dem Viehmarkt ging es dann noch zu einer weiteren Grabstätte, welche wir wirklich sehr mystisch fanden. Es war ein Höhlengrab, wo Unmengen von alten Särgen aufgeschichtet waren und viele Totenschädel herumlagen. Der Ort hat uns wirklich fasziniert. Damit war der 2. Tag dann auch beendet und wir mussten das Gehörte und Gesehene zuerst wieder über Nacht verarbeiten

TAG 3

Am 3. Tag folgte das Highlight. Wir besuchten eine Beerdigung. Diese fand in der Nachbarschaft statt und wir konnten hinlaufen. Wir wurden von Meyske entsprechend eingekleidet und mussten uns dieses Mal auch nicht wie «Beerdigungscrasher» fühlen. Meyske war mit der verstorbenen Person verwandt, womit sie und ihre Gäste eingeladen waren. Wir liefen zum Dorfplatz, wo wiederum Unterstände aufgebaut waren und viele Leute sassen. In der Mitte des Dorfplatzes stand der Sarg der Leiche. Weiter waren zwei Wasserbüffel angekettet und es lagen an Bambus geschnürte Schweine überall am Boden herum und schrien. Das Geschrei der Schweine war fast nicht zu ertragen. Wir durften uns unter einen Reisspeicher setzen, was einer grossen Ehre gleichkam, zumal der Platz eigentlich für hochrangige Kastenleute vorgesehen war. Von dort hatten wir einen guten Blick auf das Geschehen. Zuerst wurde heruntergelesen, welche Familie ein Schwein gebracht hat. In der Regel bringen die eingeladenen Gäste ein Geschenk mit. Oft ist dies ein Schwein. Die Schweine wurden Schritt für Schritt weggetragen und einige sollten dann noch geschlachtet werden. Sie werden innerhalb der Familie verteilt oder für die Beerdigung verkocht.

Nachdem die Schweine alle weg waren, wurde zuerst mal gegessen. Auch wir wurden verköstigt. Nachdem alle satt waren, konnte die eigentliche Zeremonie beginnen. Gleich zu Beginn musste ein Büffel sein Leben lassen. Für uns war der Anblick schon recht unschön, während es für die Toraja völlig normal war. Der Büffel wurde auf den Platz gebracht und angekettet. Dann kam ein Mann mit Machete und schnitt dem Büffel die Kehle durch. Das Blut spritzte und der Büffel ging vorne sofort in die Knie. Er zappelte und zuckte noch kurz und dann war das Ganze schon vorbei. Er lag dann in einer riesigen Blutlache auf dem Platz, während die weitere Zeremonie ihren Lauf nahm. Nun wurde der Sarg von vielen jungen Männern angehoben, herumgewirbelt und herumgetragen. Danach wurde er auf den Balkon des «Tongkonan» gehievt. Damit war er dem Himmel schon etwas näher.

Man muss hier nun noch wissen, dass eine traditionelle Beerdigung mindestens 4 Tage dauert. Am ersten Tag wird der Sarg auf den «Tongkonan» gehievt und es wird ein Büffel geschlachtet. Dies ist der Büffel, der den Weg ins Paradies auskundschaften soll. Ihm folgt dann später der gesamte Tross mit den restlichen Büffeln und dem Verstorbenen. Am zweiten Tag präsentieren sich die weiteren Gäste und werden bekocht. Am dritten Tag findet die eigentliche grosse Schlachtung der restlichen Büffel statt. Dies muss an gewissen Beerdigungen wirklich ein Blutbad sein. Man stelle sich vor, dass 80 und mehr Büffel auf einem Platz getötet und dann zerlegt werden. Wir sind froh, dass wir nur den ersten Tag besucht haben. Am vierten Tag wird die Leiche dann in das Grab gebracht. Es gibt aber auch Beerdigungen, welche bis zu 7 Tage dauern und an welchen noch Büffelkämpfe stattfinden. Diese haben dann unzählige Gäste, welche über mehrere Tage verköstigt werden müssen. Das Fleisch und auch alles andere der geschlachteten Büffel wird by the way immer komplett verwertet. Die Geweihe der Büffel werden der Familie des Verstorbenen übergeben und dann beim «Tongkonan» Ahnenhaus aufgehängt. Es gibt Ahnenhäuser, an welchen  hunderte Büffelgeweihe hängen. Die Toraja sind stolz, zumal viele Geweihe zeigen, dass die Familie wohl wohlhabend ist.

Nachdem der Büffel tot war, liefen die Gäste in einer Reihe in Richtung des Familienunterstandes und überbrachten ihre weiteren Geschenke. Dann machten die Männer einen Kreis und begannen zu Musik zu tanzen, während hinter ihnen der Büffel in seine Einzelteile zerlegt wurde. Der Anblick war mal wieder recht speziell und wurde durch den Geruch von frisch geschlachtetem Tier noch unerträglicher. Später kam dann noch ein geschlachtetes Schwein hinzu. Nach dem Tanz war die Zeremonie dann beendet. Wir durften uns danach noch etwas hinter den Kulissen in der Küche umschauen und gingen zurück zum Homestay.

Nach der Beerdigung fuhren wir zu einer weiteren Grabstätte und besichtigten auch einen Baum, welcher als Babygrab diente. Zum Schluss machten wir noch einen Spaziergang im Reisfeld. Als wir zuhause ankamen, wollte ich ins Zimmer rauf, doch Meyske pfiff mich kurzerhand zurück und meinte, dass die Tour noch nicht beendet sei. Wir würden nun noch ihre Grossmutter kennenlernen. Ihre Grossmutter starb 5 Monate vor unserer Ankunft. Wir haben also 4 Nächte mit einer Leiche unter dem gleichen Dach geschlafen! Wir versammelten uns vor einer Tür im Erdgeschoss des Homestays. Meyske öffnete die Türe und führte uns zu einem Sarg, der mit einem Tuch bedeckt war. Sie zog das Tuch nach unten und da war sie. Sie sagte ihrer Grossmutter hallo und stellte uns alle vor. Sie erzählte uns etwas über ihre Grossmutter, während sie ihr liebevoll über den Kopf kraulte. Was für ein Abschluss der 3-tägigen Tana Toraja Tour! Wir werden diesen Ort mit Sicherheit nie mehr vergessen!

2 Kommentare

  1. Beyeler Giovanna

    HORROR PUR ! C’ est affreux, tous ces squelettes et ce bain de sang. Vous avez réussi à dormir après tout ça ?
    Il faut avoir les nerfs solides pour digérer ce genre de choses. Un autre monde !
    Lors de notre voyage au nord de la thailande, notre guide nous a emmené dans une maison d’un petit village ou la famille nous a présenté la grand-mère (un tas d’os et un crâne sur un plateau ) J’en étais malade !
    Je vous souhaite des découvertes plus agréables.
    Meilleures salutations. Gio

  2. Yo, I’ve been playing on 99okbet for a bit now, and honestly, it’s pretty legit. Fair odds, decent payouts. Give it a look! Check them out here: 99okbet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert