Die Einreise nach Kambodscha verlief problemlos und zackig. Wir hatten bereits im Vorfeld ein eVisa beantragt und so mussten wir uns nicht in die lange Schlage stellen. Die erste Überraschung kam aber gleich vor dem Flughafengebäude. Wir stellten fest, dass wir an einem anderen Flughafen waren als angenommen. Siem Reap hat einen brandneuen internationalen Flughafen ausserhalb der Stadt erhalten. Gebaut wurde er natürlich von den lieben Chinesen. Anstelle von 10 Minuten Fahrt ins Hotel, dauerte es stattdessen eine Stunde mit dem Taxi.
Am Abend schlenderten wir durch die lebhaften Strassen des Zentrums und kauften einige Souvenirs. Eine richtige Partymeile gibt es in Siem Reap auch! Wir tranken an der «Pub Street» ein Bierchen und beobachteten das wilde Treiben. Später gönnten wir uns etwas entfernt vom Trubel indisches Nachtessen. Danach gings zurück ins Hotel und ab ins Bett, zumal wir zum Sonnenaufgang in Angkor Wat sein wollten.
Früh morgens wurden wir von Mr. Sarak mit dem Tuk Tuk vor dem Hotel abgeholt. Er fuhr uns den gesamten Tag von einem Tempel zum anderen. Er wählte bewusst eine etwas andere Route als der Grossteil der Touristen. So konnten wir die Menschenmassen etwas umgehen. Man muss bedenken, dass Angkor einer der meistbesuchten Orte in Südostasien ist. Mit dem neuen Flughafen wird der Touristenstrom sicherlich nochmals zunehmen.
Die Anlagen liegen inmitten der Natur und sind teilweise überwachsen. Es ist wunderschön und sehr mystisch. Nach acht Stunden Tempel, vielen tausend Schritten und grosser Hitze stand uns als krönender Abschluss «Angkor Wat» bevor. Hier nahmen wir uns für einmal einen Guide, der uns in gebrochenem Englisch das Königreich Angkor etwas näherbrachte. Erschöpft ging es danach ins Hotel zurück, wo wir noch etwas Zeit am Pool verbrachten. Am Abend ging es dann nochmals in die Stadt, wo wir beim Griechen ein herrliches Nachtessen genossen (ja, wir haben langsam genug vom asiatischen Essen).
Am nächsten Tag stand dann eine 3-stündige Stadttour mit dem TukTuk auf dem Programm. Mr. Sarak lud uns vor dem Hotel auf und zeigte uns verschiedene Orte in Siem Reap. Wir fuhren zu einem Buddha Tempel, dem Königspalast und am Schluss noch zu den sogenannten «Killing Fields». Was es mit den «Killing Fields» auf sich hat, erfahrt ihr im unterstehenden Exkurs, welcher mal wieder von Sandro verfasst wurde. Nach der Tour ging es zurück ins Hotel an den Pool. Später stand dann nochmals Shopping und Essen beim Griechen auf dem Programm. Es hatte uns so gut geschmeckt, dass wir gleich nochmals hin sind. Da wir noch Zeit hatten, gönnten wir uns eine herrliche Fussmassage, bevor wir im Hotel unser Gepäck abholten und zum Bussbahnhof fuhren. Uns stand eine 10-stündige Nachtbusfahrt von Siem Reap nach Sihanoukville bevor. Darüber mehr im nächsten Blog.
EXKURS
Wenn man Kambodscha bereist, fällt einem als erstes auf, dass die Bevölkerung sehr jung ist (Altersdurschnitt unter 25 und 30% unter 15). Damit sind die meisten Leute im Land deutlich jünger als ich. Der Grund dafür ist wohl auf ein extrem dunkles Kapitel in der kambodschanischen Geschichte zurückzuführen. Man vergisst schnell, dass die Schreckensherrschaft der Roten Khmer unter Pol Pot eigentlich noch gar nicht so lange zurückliegt. Ein Jahr bevor ich zur Welt kam, übernahmen sie die Macht in Kambodscha und schafften es in nur 5 Jahren 25% der Gesamtbevölkerung (ca. 1.6 – 2.2 Mio. Menschen) zu eliminieren.
Dabei hat die Geschichte für die Kambodschaner etwa um das Jahr 800 n. Chr. so gut angefangen. Zu dieser Zeit entstand das Königreich Angkor, welches die prachtvollen Tempelanalagen schuf, welche jedes Jahr Millionen von Touristen in das Land locken. Der bekannteste Tempel trägt den Namen «Angkor Wat» und ziert auch das Wappen von Kambodscha. Er gilt als grösster religiöser Tempel der Welt. Daneben schufen die verschiedenen Angkor Könige aber noch viele weitere Tempelanlagen von beachtlicher Grösse. Damals galt Angkor als die grösste Stadt der Welt. Die Tempelanlagen sind auf einer riesigen Fläche verteilt. Heute sind nur noch die Tempelanlagen mehr oder weniger erhalten, weil diese aus Stein gebaut wurden. Stein war nur für den Bau von Tempeln zulässig, weshalb alle Wohnhäuser aus Holz gebaut wurden.
Das Königreich Angkor erstreckte sich damals über einen Grossteil des heutigen Südostasiens und dominierte die Region für die nächsten 600 Jahre. Die Khmer-Könige, die das Königreich regierten, waren auch für ihre Kunst und Literatur bekannt und unter ihnen wurde die Königsstadt immer weiter ausgebaut. Zuerst waren die Khmer Hindus, wechselten dann aber langsam zum Buddhismus. Deshalb sieht man in den Angkor Tempeln neben Buddha Statuen auch immer mal wieder eine Hindu Gottheit.
Das Königreich Angkor erlebte später jedoch auch schwierige Zeiten. Es wurde immer wieder von verschiedenen Nachbarstaaten angegriffen und erobert, darunter Vietnam und Thailand. Im 15. Jahrhundert waren die Thailänder an der Reihe. Das Königreich wurde komplett erobert und das Zentrum der Macht verlagerte sich von Angkor nach Phnom Penh, der heutigen Hauptstadt. Dadurch verlor die Stadt Angkor an Bedeutung und geriet in Vergessenheit. Die Wohnhäuser aus Holz zerfielen und der Dschungel überwuchs die Tempelanlagen. Erst vor ungefähr 150 Jahren wurde Angkor von Henri Mouhot wiederentdeckt.
Dass Kambodscha von den Thailändern besiegt wurde, ist auch ein Trauma, welches von der Bevölkerung wohl nie zu 100% verarbeitet wurde. Die ständige Rivalität mit Thailand und Vietnam ist heute noch stark zu spüren. Auch hier gibt es noch viel aufzuarbeiten. Dazu eine kleine Anekdote, welche veranschaulicht, wie gross die Rivalität wirklich ist. Gemäss Aussagen der Kambodschaner, haben die Thailänder während ihrer Eroberung neben vielen wertvollen Artefakten, auch Teile der kambodschanischen Kultur unrechtmässig übernommen. So stamme bspw. «Muay Thai», die Nationalsportart der Thailänder, ursprünglich aus Kambodscha, wo sie «Kun Khmer» genannt wird. Im Jahr 2024 ist Kambodscha das Gastgeberland für die «Southeast Asian (SEA) Games». Nun haben sie für die Spiele eigenmächtig die Sportart «Muay Thai» kurzerhand in «Kun Khmer» umbenannt. Dies führt nun dazu, dass einige Länder (darunter natürlich Thailand) die Spiele boykottieren.
Nach den Thailändern kam dann etwas später die Zeit der Kolonialmächte und Kambodscha wurde von den Franzosen besetzt und ausgebeutet. Von 1863 bis 1953 war Kambodscha ein französisches Protektorat. Im Jahr 1953 erlangte Kambodscha dann endlich seine Unabhängigkeit.
Doch das Glück wehrte jedoch nicht lange und es folgte erst der richtig schlimme Teil ihrer Geschichte. Wie so oft machten hier die Amerikaner den Anfang. Sie haben Kambodscha und Laos während des Vietnamkriegs bombardiert, um die Nachschubwege der nordvietnamesischen Armee zu unterbrechen, die durch Laos und Kambodscha verliefen. Die Bombardierung begann im Jahr 1969 und dauerte bis 1973 an. Sie war jedoch nicht offiziell und wurde geheim gehalten. Es gibt keine genauen Zahlen, wie viele Menschen bei den Bombardierungen in Kambodscha gestorben sind. Schätzungen gehen von 150’000 – 800’000 Menschen aus. Die massiv eingesetzten Streubomben führen noch heute zu schrecklichen Unfällen bei der Landbevölkerung.
Die Bombardierung hatte schwerwiegende Auswirkungen auf die kambodschanische Bevölkerung und trug zur Instabilität des Landes bei. Die Instabilität führte zu einem Bürgerkrieg zwischen den Regierungstruppen der Republik Khmer sowie der Kommunistischen Partei «Kampucheas» (auch bekannt als die Roten Khmer). Aufgrund der strategischen Bedeutung Kambodschas mischten sich die Kriegsparteien des Vietnamkriegs (Nordvietnam mit den Vietcongs und Südvietnam mit den USA) in die Kämpfe mit ein. Die Kämpfe wurden durch die internationale Einmischung sowohl verlängert als auch verschlimmert. Während den Kämpfen flüchteten viele Kambodschaner in die Hauptstadt Phnom Penh. Als die USA 1975 aber ihre Botschaft dort schloss und sich aus Kambodscha zurückzog, war der Weg frei für die Roten Khmer. Sie wurden von Pol Pot angeführt, der eine radikale kommunistische Ideologie vertrat und Kambodscha in eine Agrargesellschaft umwandeln wollte. Nachdem die Roten Khmer die Hauptstadt Phnom Penh erobert hatten, begannen sie mit der Umsetzung ihrer Ideologie und enteigneten das Land. Jeglicher Privatbesitz wurde verboten und die Menschen aus den Städten in ländliche Regionen verschleppt. Dort mussten sie auf grossen Gemeinschaftsbauernhöfen arbeiten. Männer, Frauen und Kinder mussten hart arbeiten und bekamen kaum etwas zu essen. Viele starben bei der Arbeit oder verhungerten. Alles wurde streng von Soldaten überwacht, weshalb die Bauernhöfe eher einer Strafkolonie glich.
Weiter wurde praktisch die gesamte gebildete Elite des Landes (Ärzte, Lehrer, Professoren, Staatsangestellte, Ingenieure ……) gezielt umgebracht. Sie stellten eine Gefahr für die Ideologie von Pol Pot dar. Die Massenmorde fanden auf den sogenannten «Killing Fields» statt, wo später dann auch unzählige Massengräber gefunden wurden. Wir haben eines davon besucht. Ein mit Schädeln gefüllter Stupa erinnert dort an die Taten der Roten Khmer.
Die Roten Khmer wurden immer wieder von den Nordvietnamesen angegriffen. Für die Gegenwehr wurden in der Bevölkerung Soldaten rekrutiert. Diese waren zum Teil noch Kinder. Angelina Jolie hat eine Autobiografie einer Überlebenden mit dem Titel «First They Killed My Father» im Jahr 2017 verfilmt. Die schrecklichen Ereignisse dieser Zeit werden aus Sicht eines kleinen Mädchens erzählt. Der Film heisst auf Deutsch «Der weite Weg der Hoffnung» und wir können ihn sehr empfehlen. Er ist aber wirklich kaum zu ertragen. Der Film hilft aber zu verstehen, was für ein Trauma die Menschen in Kambodscha mit sich herumtragen.
Schlussendlich siegten die Nordvietnamesen und Pol Pot musste sich mit seinen Roten Khmer in den Dschungel zurückziehen. Kambodscha wurde fortan von einer pro-vietnamesischen Regierung verwaltet. Die vietnamesische Intervention führte jedoch zu einem langen Bürgerkrieg in Kambodscha, der bis 1991 andauerte. Erst 1993 wurde Kambodscha wieder zu einer konstitutionellen Monarchie. Pol Pot als Kopf der Roten Khmer wurde nie verurteilt und starb erst 1998 an einem Herzinfarkt.
Die Geschichte der Kambodschaner ist einfach unfassbar. Wie können sich Menschen so etwas antun. Das Trauma, welches dieses Volk mit sich rumträgt, ist einfach nur krass. Das Thema scheint in den Schulen auch nicht wirklich aufgearbeitet zu werden. Das zeigte uns ein Gespräch mit unserem TukTuk Fahrer während der Besichtigung der Killing Fields. Er sieht Pol Pot mehr oder weniger als Freiheitskämpfer und Helden, weil er wohl nach dem Einmarsch der Vietnamesen weiterhin gegen sie gekämpft hat. Der Fakt, das grosse Teile seiner Familie durch die Roten Khmer ausgelöscht wurden, scheint er einfach zu verdrängen. Wir waren nach diesem Gespräch doch sehr verwirrt, zumal ihm sein Vater persönlich erzählt hatte, wie schlimm es unter den Roten Khmer wirklich war.
Die Roten Khmer hatten noch einen weiteren sehr negativen Effekt auf das Land. Die gesamte gebildete Elite des Landes wurde wegradiert, womit es in den darauffolgenden Jahren an allem fehlte. Es gab kaum mehr Ärzte und die Kindersterblichkeitsrate war immens hoch. Zum Glück gibt es gute Menschen, wie der Schweizer Beat Richner einer war. Er eröffnete Spitäler in Kambodscha, wo man sich gratis behandeln lassen konnte. Er ist leider im Jahr2018 gestorben. In Kambodscha wird er wie eine Gottheit verehrt. Es wird gesagt, dass er sprichwörtlich der Vater von unzähligen kambodschanischen Kindern sei. Ihm zu Ehren wurde vor seinem Kinderspital in Siem Reap ein Stupa errichtet, welchen wir uns auf der Stadttour natürlich auch angesehen hatten.
Die fehlende Elite führte auch dazu, dass sich das Land nur langsam weiterentwickelte. Um weiterzukommen, war es vom Ausland abhängig. Dies rief die Chinesen auf den Plan. Sie investieren und bauen überall im Land. Man könnte fast meinen, dass sie dies nur aus Nächstenliebe tun. Wir wissen aber alle, dass dem nicht so ist. Sie unterwandern langsam das ganze Land und kaufen es auf. Die gleiche Taktik verfolgen sie auch in Laos. Leider können sich die beiden Länder mit ihrem mini BIP nicht wehren und verschulden sich Schritt für Schritt immer wie mehr bei den Chinesen.
Ich war vor rund 17 Jahren in Laos und Kambodscha und mag mich kaum an Chinesen erinnern. Nun sind sie überall und zerstören mit ihrem Bau-Wahn alles. Wir müssen hier leider sagen, dass sich unser Bild von den Chinesen auf dieser Reise nicht verbessert hat.
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